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Depressionen & bipolare Störungen

Inhalt

Depressive Störungen

Indikation

Depressionen zählen zu den häufigsten, aber hinsichtlich ihrer individuellen und gesellschaftlichen Bedeutung meistunterschätzten Erkrankungen. Bei ca. einem Fünftel der Patient/-innen, die an depressiven Episoden erkranken, treten auch hypomanische, manische oder gemischte Episoden auf. Diese bipolaren Störungen werden als eigenständige Erkrankungen von der „unipolaren“ Depression abgegrenzt.

Bei Vorliegen eines Verdachts auf eine depressive Störung (gedrückte Stimmung, Energielosigkeit, sozialer Rückzug, Schlafstörungen) wird das Auftreten der Hauptsymptome einer Depression während den vergangenen zwei Wochen erfragt:

  • «Haben Sie sich während der letzten zwei Wochen oft deprimiert oder niedergeschlagen gefühlt?»
  • «Haben Sie an vielen Dingen, die Sie normalerweise tun, das Interesse oder die Freude verloren?»
  • «Haben Sie sich oft müde, antriebs- oder energielos gefühlt?»

Werden zwei Fragen mit Ja beantwortet, wird das Auftreten der Zusatzsymptome anhand des PHQ-9-Fragebogens erfragt.

Wichtig: Suizidalität aktiv erfragen.

  • «Haben Sie in letzter Zeit daran denken müssen, nicht mehr leben zu wollen?»
  • Wenn ja: Suizidgedanken/-pläne oder -handlungen konkreter erfragen (Inhalt, Häufigkeit, Pläne, Vorbereitungen, protektive Faktoren)

Bei der Diagnose von unipolaren Depressionen ist der Ausschluss von Differenzialdiagnosen zentral.

Behandlung

Abhängig vom Schweregrad der Depression und der psychiatrischen Vorgeschichte werden unterschiedliche Behandlungsmassnahmen empfohlen (Stepped Care Modell). Bei akuter Suizidalität, schwerwiegenden psychosozialen Faktoren oder deutlichen psychotischen Symptomen: Psychiatrischer Notfall oder stationäre psychiatrische Behandlung.

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Tools zu depressiven Störungen

... für die Ärzteschaft und Medizinische Praxis-Fachpersonen

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Behandlungskette Depression

Umfassende Broschüre zum Thema Depression von Stepped Care Kanton Bern.

Zum Dokument (PDF, 20 Seiten)

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Diagnostik Depression: PHQ-9-Fragebogen

Kurzfragebogen zur Diagnostik von leichten, mittelgradigen und schweren Depressionen.

Zum Dokument (PDF, 1 Seite)

Differenzialdiagnostik.png
Differenzialdiagnostik

Übersicht zur Differenzialdiagnostik.

Zum Dokument (PDF, 1 Seite)

Haupt-Zusatzsymptome.png
Haupt- und Zusatzsymptome Depression

Je nach Anzahl Haupt- und Zusatzsymptome wird eine leichte, mittelgradige oder schwere Depression diagnostiziert.

Zum Dokument (PDF, 1 Seite)

Therapeutische-Interventionen-Depression.png
Therapeutische Interventionen

Therapeutische Interventionen bei Depressionen.

Zum Dokument (PDF, 1 Seite)

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Verläufe und Formen der Depression

Übersicht über die Verläufe der verschiedenen Formen depressiver Störungen.

Zum Dokument (PDF, 1 Seite)

Unterlagen zur Abgabe an Patient/-innen

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Erklärvideo Depression

Erklärvideo der WHO zum Thema Depression.

Zum Video (Youtube, 4'25'', verschiedensprachige Untertitel in der en-Version verfügbar)

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Gesprächstipps

Der Flyer bietet einerseits Tipps, wie man mit einem Gespräch dazu beitragen kann, dass es dem Gegenüber besser geht und andererseits wie man über eigene Belastungen reden kann.

Zum Dokument (10 Seiten)

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Ratgeber für Betroffene und Angehörige

Umfassende Broschüre zum Thema Manie und Depression.

Zum Dokument (PDF, 31 Seiten)

Selbsthilfe-bei-Depression.png
Selbsthilfe

Einige Tipps zur Selbsthilfe.

Zum Dokument (PDF, 1 Seite)

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Selbsttest Depression

Selbsttest: “Nur schlecht drauf oder steckt mehr dahinter?”


Depression bei Kindern und Jugendlichen

Depressionen bei Kindern und Jugendlichen werden oft nicht oder zu spät diagnostiziert und bei der Epidemiologie wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen. Dies auch aufgrund von (stark altersabhängigen) Abweichungen von den klassischen Depressionssymptomen (Siehe auch Kapitel Depressive Störungen Erwachsene) bei Kindern und Jugendlichen.

Mögliche depressive Symptome können sein:

  • Kleinkind: Desinteresse, Passivität, Weinattacken, Agitation, Anhänglichkeit, Schlafstörungen, Essstörungen
  • Schulkind: Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Rückzug, Konzentrationsprobleme, erste lebensmüde Gedanken, Schlaf- und Essstörungen
  • Jugendliche: Lust- und Antriebslosigkeit, Rückzug, Leistungsprobleme, Angst, Selbstunsicherheit, Suizidalität

In allen Altersklassen stehen neben möglichen Schlaf- und Essstörungen zusätzlich oft psychosomatische Beschwerden (Bauchschmerzen, Kopfschmerzen usw.) im Vordergrund. Oft kommen Betroffene wegen ebendiesen Beschwerden in die Arztpraxis.

Tools zu Depressionen bei Kindern und Jugendlichen

... für die Ärzteschaft und Medizinische Praxis-Fachpersonen

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Behandlungsempfehlungen und -formen

Übersicht der Behandlungsempfehlungen und -formen für Depressionen bei Kindern und Jugendlichen.

Zum Dokument (PDF, 1 Seite)

Diagnostische-Fragen-und-Differentialdiagnostik-KJ.png
Diagnostische Fragen und Differentialdiagnostik

Unterstützende Unterlagen bei der Diagnostik von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen.

Zum Dokument (PDF, 2 Seiten)

Unterlagen zur Abgabe an Patient/-innen

Schwarzer-Hund.jpg
Erklärvideo Depression

Erklärvideo der WHO zum Thema Depression.

Zum Video (Youtube, 4'25'', verschiedensprachige Untertitel in der en-Version verfügbar)

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Wie geht's dir?-App

Zur Stärkung der psychischen Gesundheit und um die ganze Bandbreite seiner Gefühle bewusster wahrzunehmen, sie zu dokumentieren und mittels gezielter Massnahmen besser mit ihnen umzugehen.

Zur App (iOS und Android)

Psych-Gesundheit-Kinder-staerken.png
Wie stärke ich die psychische Gesundheit meines Kindes?

Ratgeber für Eltern von 6- bis 12-jährigen Kindern.

Zum Dokument (PDF, 6 Seiten)

Bipolare Störung

Bipolare Störungen werden oft übersehen, da sich die betroffene Person meist nur während einer depressiven Phase an den/die Hausarzt/Hausärztin wendet. Die bipolare affektive Störung zeichnet sich durch wiederholte, sich abwechselnde depressive und manische Episoden aus. Für die Diagnosestellung braucht es nebst depressiven Phasen mindestens eine (hypo)mane Phase in der Vorgeschichte. Bei Hinweisen auf eine vorliegende Depression (Siehe Kapitel Depressive Störung) muss zwingend das Auftreten einer vergangenen manischen Episode erfragt werden.

  • «Hatten Sie jemals länger als eine Woche eine deutlich gehobene Stimmung, einen verstärken Antrieb, ein subjektives Gefühl von extremer Leistungsfähigkeit, ein vermindertes Schlafbedürfnis oder starken Rededrang»?
  • «Und/Oder haben nahe Bezugspersonen Ihnen dies jemals rückgemeldet?»

Betroffene einer manischen Episode fühlen sich meist gesund und in Höchstform. Aus diesem Grund ist bei der Erfragung von vergangenen manischen Episoden eine Fremdanamnese sinnvoll. Grundsätzlich ist bei bipolaren Störungen die Zusammenarbeit mit Angehörigen wichtig (diese erkennen Stimmungsveränderungen meist sehr früh). Ebenso ist die Belastung von Angehörigen (besonders Kindern) zu beachten.

Wichtig: Suizidalität aktiv erfragen. (Siehe Kapitel Suizidalität)

  • «Haben Sie in letzter Zeit daran denken müssen, nicht mehr leben zu wollen?»
  • Wenn ja: Suizidgedanken/-pläne oder -handlungen konkreter erfragen (Inhalt, Häufigkeit, Pläne, Vorbereitungen, protektive Faktoren)

Tools zu bipolaren Störungen

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Symptome depressiver und manischer Episoden

Gegenüberstellung der Symptome von depressiven und manischen Episoden

Zum Dokument (PDF, 1 Seite)

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Therapeutische Interventionen bei bipolarer Störung

Erklärung möglicher therapeutischer Interventionen bei diagnostizierter bipolarer Störung.

Zum Dokument (PDF, 1 Seite)

Verlaeufe-und-Formen-der-Bipolaren-Stoerung.png
Verläufe und Formen der bipolaren Störung

Verläufe, Formen und Differenzialdiagnostik.

Zum Dokument (PDF, 1 Seite)

Postpartale Depression

Nicht alle Mütter können sich nach der Geburt über ihr Kind freuen. Zirka 10 bis 15% der Frauen leiden nach der Geburt an einer behandlungsbedürftigen Depression. Aufgrund des zeitlichen Zusammenhangs mit der Geburt wird diese als postpartale Depression oder Wochenbettdepression bezeichnet. Aufgrund von Scham, Schuldgefühlen und Angst wird die postpartale Depression in unserer Gesellschaft nach wie vor tabuisiert. Daher nehmen nur ca. 20-40% aller depressiven Frauen professionelle Hilfe in Anspruch. Ausserdem ist das Erkennen dieses Krankheitsbildes erschwert, da Ärzte/-innen Symptome der postpartalen Depression wie Schlafstörungen oder verminderter Appetit des Öfteren mit schwangerschaftsbedingten physiologischen Veränderungen verwechseln.

Symptome der postpartalen Depression

  • Ängste
  • Zwangsgedanken (Angst, das Baby nicht gut versorgen zu können oder es zu verletzen)
  • Gefühl, mit dem Kind nichts anfangen zu können
  • Schuld- und Insuffizienzgefühle dem Kind gegenüber
  • Suizidgedanken
  • Weitere depressionstypische Symptome: Depressive Verstimmung / Reizbarkeit, Interessenverlust, Antriebsstörung, Energiemangel, chronische Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Schlaf- und Appetitstörungen

Diagnostik

Zur Erkennung einer postpartalen Depression ist folgende Frage hilfreich: «Können Sie sich über die Schwangerschaft / ihr neugeborenes Kind freuen?»
→ Wird die Frage von der Mutter verneint, müssen Zwangsgedanken, Impulse, dem Kind etwas antun zu können sowie Suizidgedanken aktiv erfragt werden.
→ Zudem ist eine detailliertere Erfassung durch den EPDS erforderlich.
→ Suizidalität sollte jederzeit aktiv und offen erfragt werden.

Interventionen

Die Behandlung der Postpartalen Depression unterscheidet sich nicht von der Behandlung einer depressiven Episode in einem anderen Lebensabschnitt. Eine Mutter-Kind zentrierte Intervention ist sinnvoll, damit die Mutter-Kind-Beziehung verbessert werden kann. Prioritär: Sicherstellung des Schlafs, Miteinbezug des Partners und des internen (Familie, Bekannte) und externen (Hebammen) Helfersystems, was zu einer Entlastung der Mütter führen kann.

Wichtig:

  • Routinescreening durch Gynäkologen/-in (oder Hebamme) sind bei allen Schwangeren und frisch entbundenen Frauen zur Erkennung essenziell.
  • Durch ein frühzeitiges Angehen von postpartalen Depressionen können Störungen im Bindungsverhalten vermieden werden.
  • Für eine optimale Behandlung einer postpartalen Depression ist die Zusammenarbeit zwischen Psychiatrie, Gynäkologie und Hausärzt/-innen unabdingbar.

Quelle und mehr Informationen: Artikel Postpartale Depression.

Tools zu postpartalen Depressionen

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Edinburgh-Postnatal-Depression-Scale (EPDS)

10 Fragen zur Abklärung, ob eine postpartale Depression vorliegt.

Zum Dokument (PDF, 1 Seite)

Weiterführende Dokumente

Weiterführende Websites